Stimmen durch Wasser
ist eine Performance und ein Toolkit, das aus dem Erasmus+-Projekt „My Elections-My EU!“ entstanden ist.
In einem zweijährigen Prozess haben junge Menschen mit kreativen Methoden ihre Vorstellungen und politischen Forderungen zu dem Europa zum Ausdruck gebracht, in dem sie leben wollen.
Unsere Erfahrungen
Der 3. Oktober
Die Teilnehmer:innen reflektieren über die Geschichte von Vito Fiorino
und ihre Versöhnung mit dem Meer.
Intercultural tree
Man sieht ein Fischernetz, in dem Wörter wie Traum, Frieden und Identität in englischer und arabischer Sprache verwickelt sind, neben Zeichnungen von Kindern.
"Wanderer" - Martin’s Gedicht
Ein Teilnehmer liest in einem Konferenzraum vor Mitgliedern des Europäischen Parlaments ein Gedicht vor. Hinter ihm stehen weitere Jugendliche mit einem Transparent auf dem Rücken: „Kleinere Veränderungen, schnelleres Tempo“.
Performance in the European Parliament
Vier Personen tragen grün bemalte Brillen aus Karton – um die Problematik von Greenwashing darzustellen.
Durch Krisen gehen: Ein Performance-Zeugnis
Jugendliche bilden einen Kreis mit Stäben während einer Performance vor der Wiener Karlskirche.
Building a house
Eine Person, in eine Rettungsdecke gehüllt, steht vor einer Konstruktion aus Stäben und Rettungsdecken am Ufer des fast ausgetrockneten Zicksees in Österreich
Together
Eine Person wird von einer anderen hochgehoben. Mehrere Menschen stehen im Kreis am Strand, blicken nach oben und strecken die Hände zu ihr aus.
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Bildbeschreibung
Die Teilnehmer:innen reflektieren über die Geschichte von Vito Fiorino und ihre Versöhnung mit dem Meer.
Der 3. Oktober
Vito Fiorino erzählte uns die Geschichte der Tragödie, die sich am 3. Oktober 2013 vor der Küste von Lampedusa ereignete. Er war mit Freunden auf dem Meer, auf die Morgendämmerung wartend, um fischen zu gehen, als:
„All diese Schreie vom Meer klangen für mich wie Möwen – doch es waren Menschen.“
In dieser Nacht rettete Fiorino mit seinem kleinen Fischerboot 47 Menschen. 368 weitere verloren ihr Leben im Mittelmeer. Bis heute steht er mit einigen der Überlebenden in Kontakt – einer von ihnen nennt ihn sogar „papà“ (Vater).
Kontakt Vito Fiorino
als Link, der in die Website eingebettet ist:
vito.fiorino@libero.it
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Bildbeschreibung
Man sieht ein Fischernetz, in dem Wörter wie Traum, Frieden und Identität in englischer und arabischer Sprache verwickelt sind, neben Zeichnungen von Kindern.
Interkultureller Baum
Diese Installation entstand während eines kreativen Workshops im Aufnahmezentrum auf Lampedusa. Der „Interkulturelle Baum“ zeigt die schönsten Worte, die Geflüchtete und Mitarbeitende des Zentrums mit dem Leben auf Lampedusa verbinden.
Caterina Jazira Famularo stellte uns diese Arbeit im
Il Giglio Marino
. vor. Sie arbeitet mit Frauen, die auf der Insel ankommen, und nutzt Kunst, um ihnen zu helfen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten. Außerdem unterstützt sie lokale Kinder dabei, ihre Zukunftsträume durch Zeichnungen auszudrücken. Caterina und ihre Kolleginnen – Frauen, die auch beim Roten Kreuz ehrenamtlich tätig sind – haben uns von ihren eindrücklichen Erfahrungen in der Fürsorge für andere berichtet.
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Bildbeschreibung
Ein Teilnehmer liest in einem Konferenzraum vor Mitgliedern des Europäischen Parlaments ein Gedicht vor. Hinter ihm stehen weitere Jugendliche mit einem Transparent auf dem Rücken: „Kleinere Veränderungen, schnelleres Tempo“.
„Wanderer“
Martin’s Gedicht
Martin Iš, Ein junger Teilnehmer des Projekts verwandelte seine persönliche Reise nach Lampedusa und zum Zicksee in ein kraftvolles Gedicht, das die Entwicklung von Angst und Isolation hin zu Verbundenheit und Selbstfindung eindrucksvoll einfängt.
Das Gedicht kontrastiert auf wunderschöne Weise seine anfänglichen Ängste vor der Begegnung mit neuen Menschen mit dem tiefgreifenden kreativen Erwachen und dem Gefühl der Zugehörigkeit, das er durch gemeinsame Erfahrungen und künstlerischen Ausdruck gefunden hat.
Seine Lesung dieses sehr persönlichen Werks vor Mitgliedern des Europäischen Parlaments schuf einen bewegenden Moment, der zeigte, wie individuelle Geschichten kulturelle Gräben überbrücken und universelle menschliche Erfahrungen ansprechen können.
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Bildbeschreibung
Vier Personen tragen grün bemalte Brillen aus Karton – um die Problematik von Greenwashing darzustellen.
Performance in the European Parliament
Unsere Performance entstand aus der Dringlichkeit, unsere Forderungen zu den zentralen Themen Migration und Klimakrise im Zusammenhang mit den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2024 kreativ zum Ausdruck zu bringen.
Diese Probleme sind nicht abstrakt – sie sind unmittelbar, greifbar und passieren jetzt.
In der Performance haben wir uns mit Themen wie Greenwashing und Bodenversiegelung, der Förderung einer grünen Stadtarchitektur, der Forderung nach inklusiver Bildung für alle, dem Überdenken von Grenzen und der Forderung nach würdigen Lebensbedingungen und sicheren Migrationsrouten für alle Menschen auseinandergesetzt.
Wir haben diese Themen in poetische Audioszenen, Choreografien und humorvolle, zugleich clevere Medienformate verwandelt und so eine starke Verbindung zum Publikum hergestellt.
Bildbeschreibung
Junge Menschen erheben ihre Forderungen.
Subsection 5
Jugendmanifest
Die jungen Menschen formulierten nach einer langen Phase aus Erfahrungen, Recherchen, Inputs von Expert:innen und Diskussionen untereinander in den verschiedenen Workshops des Projekts klare politische Forderungen. Am Ende traten Aussagen wie „Leben, statt nur überleben“, „Grün statt Beton“ und „Inklusive Bildung für alle“ auf die Bühne.
Diese Forderungen wurden direkt an Mitglieder des Europäischen Parlaments und ihre Assistent:innen herangetragen. Die Reaktionen waren unmittelbar und aufrichtig. Ein Assistent bezeichnete die Performance als „die kreativste und stärkste Botschaft“, die er in seinen vier Jahren im Europäischen Parlament gesehen habe.
Es folgte nicht nur Applaus, sondern auch emotionale Reaktionen und sprachlose Politiker:innen. Anschließend traten die jungen Menschen in einen intensiven Dialog mit ihren neu gewählten Mitgliedern des Europäischen Parlaments und deren Assistent:innen.
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Bildbeschreibung
Jugendliche bilden einen Kreis mit Stäben während einer Performance vor der Wiener Karlskirche.
Durch Krisen gehen:
Ein Performance-Zeugnis
Eine Straßenperformance in Wien zeigte den Zwischenstand des kreativen Prozesses, nachdem sich die Teilnehmer:innen mit der Situation der Geflüchteten auf der Insel Lampedusa und den Auswirkungen der Klimakrise am ausgetrockneten Zicksee in Österreich auseinandergesetzt hatten.
Unter Anleitung von Theater-, Film- und zeitgenössischen Zirkuskünstler:innen entwickelten sie eine beeindruckende Performance, die ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zum Ausdruck brachte.
Die Teilnehmenden übersetzten komplexe soziale und ökologische Themen in eindrucksvolle körperliche Ausdrucksformen, die Kunst und Aktivismus miteinander verbinden.
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Bildbeschreibung
Eine Person, in eine Rettungsdecke gehüllt, steht vor einer Konstruktion aus Stäben und Rettungsdecken am Ufer des fast ausgetrockneten Zicksees in Österreich
Ein Haus bauen
Wir bauen ein Haus am Ufer des fast ausgetrockneten Zicksees. Ein Ort, der verlassen scheint und an dem man sich nur anhand der Überreste vorstellen kann, wie es hier einst einmal war.
Die Wasserrutsche führt auf eine Wiese. Dennoch machen hier noch einige Zugvögel Halt.
Wer sonst noch zieht aus seinem Land, das immer trockener wird?
Wir bedecken das Haus mit Rettungsdecken.
Sie schimmern in Gold und Silber und rascheln im Wind.
Ist das ein Haus oder ein Zuhause?
Die Decken liegen auf dem Boden.
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Bildbeschreibung
Teilnehmer:innen bewegen sich über den Sand von Lampedusa.
Ungesehene Schritte
Wir haben viele künstlerische Schritte in verschiedene Richtungen unternommen, um unseren Arbeitsrhythmus als Gruppe, unsere gemeinsamen Interessengebiete und unsere Ausdrucksformen zu finden.
Dieses kurze Video ist eine Work-in-Progress-Choreografie, die nie öffentlich gezeigt wurde. Es untersucht Emotionen und das Thema, sich seinen Raum zu nehmen und zu finden.
Bildbeschreibung
Eine Person wird von einer anderen hochgehoben. Mehrere Menschen stehen im Kreis am Strand, blicken nach oben und strecken die Hände zu ihr aus.
Gemeinsam
Wir kamen aus fünf verschiedenen Ländern mit vierzig unterschiedlichen Vergangenheiten und wussten nicht, was vor uns liegt. Wir hörten zu. Wir stellten Fragen. Wir stießen aufeinander. Wir lernten.
Wir zögerten.
Wir schufen etwas Neues.
Die Wellen von Lampedusa trugen Stimmen der Widerstandsfähigkeit. Der rissige Boden des Zicksees zeigte Verlust.
We held space. We found our voices in between and lifted the weight of these stories together.
Bildbeschreibung
Eine Gruppe von Menschen macht eine Gehmeditation – eine Praxis der Selbstfürsorge.
Breathe
Im Verlauf des Prozesses stellten wir fest, dass Selbstfürsorge wichtig ist, wenn man sich mit belastenden und herausfordernden Themen wie der Klimakrise und Flucht auseinandersetzt.
Die Geschichten und Bilder, denen wir begegneten, berührten uns tief. Es war wichtig, diese Gefühle anzuerkennen, aber wir durften uns nicht davon lähmen lassen.
Unser Ziel war es, aktiv zu werden. Methodisch verwendeten wir mit Gehmeditationen, Atem- und Körperarbeit und besprachen diese Themen in Einzelgesprächen und in der Gruppe, unterstützt vom Awareness-Team sowie einer Psychologin.
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Bildbeschreibung
Man sieht ein Fischernetz, in dem Wörter wie Traum, Frieden und Identität in englischer und arabischer Sprache verwickelt sind, neben Zeichnungen von Kindern.
In die Klimakrise rutschen
Während eines Spaziergangs um den fast ausgetrockneten Zicksee berichtete uns eine regionale Naturschutzbeauftragte von den Auswirkungen der Klimakrise auf dieses fragile Ökosystem.
Dort, wo Kinder einst auf einer Wasserrutsche spielten, die in einen malerischen See führte, wurden wir nun mit einer verlassenen Landschaft konfrontiert – die Rutsche endet jetzt im Gras, weit entfernt vom Wasser.